Vor vielen Jahren, nach einem Aufenthalt in Indien, war es mir auf einmal unmöglich zu lügen. Nicht, dass ich es vorher viel getan habe. Aber eine kleine «Notlüge» habe ich schon manchmal benutzt.
Aber auch dies war dann nicht mehr möglich.
Man kann die Wahrheit sagen, ohne andere zu verletzen. Es kommt immer auf die Wortwahl und den Inhalt der Antwort an.
Zumindest den Menschen gegenüber, mit denen ich Umgang habe, hat es gut funktioniert.
Es gab nur eine Person, bei der es nicht ging. Die wichtigste Person in meinem Leben. Und, dass ich sie lange belogen habe, habe ich erst vor kurzem bemerkt. Diese Erkenntnis hat mich tief getroffen und enttäuscht.
Diese Person bin ich selbst.
Mich selbst zu belügen, war so einfach. Immerhin habe ich es schon viele Jahre eingeübt und kultiviert.
Wie jetzt damit umgehen?
Ist es möglich aufzuhören mich zu belügen?
Und dann stellt sich die Frage nach dem warum.
Aber eines nach dem anderen.
Das warum, ist relativ leicht zu beantworten. Das Aufhören sich selbst zu belügen ist schon schwerer.
Die Erkenntnis ist der erste Schritt. Bewusst Gedanken und Handlungen auf ihren Wahrheitsgehalt zu hinterfragen, ist dann der Nächste. Jetzt heisst es aufmerksam zu sein und sich selbst genauso wichtig zu nehmen wie die anderen.
Für mich ist lügen mit Respektlosigkeit, Nichtanerkennung der eigenen Verantwortung und einer gewissen Überheblichkeit verbunden. Und wer möchte sich so behandeln?
Lassen wir doch nach und nach diese Lügengebilde zusammenfallen.
Eine spannende Aufgabe liegt auf dem Weg.